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Hausnumerierung |
In den ältesten Verzeichnissen sind die Einwohner der Erlangen Altstadt nach Stadtvierteln oder in der ungefähren topographischen Abfolge ihrer Anwesen aufgeführt. Zur näheren Lokalisierung der Häuser dienten kommunale und geistliche Gebäude (Rathaus, Stadttore, Altstädter Kirche) und die Gastwirtschaften. Nach letzteren erhielten seit dem 18. Jh. auch viele Straßen ihre zunächst häufig wechselnden Namen. Dies galt ebenso für die Neustadt, nachdem der Idealplan J.M. Richters von 1686 nur allgemeine Funktions-Bezeichnungen enthalten hatte (principale Rue, grande Rue, Rue, Ruelle etc.). Seit 1745 findet sich aus fiskalischen Gründen in Grund- oder Lagerbüchern in der Reihenfolge der Stadtviertel eine fortlaufende Nummerierung der Anwesen. 1774 wurden die Häuser der Neustadt von 1 (Hauptstr. 69) bis 516 durchgezählt, und zwar nach Baublöcken. 1783 erfolgte in gleicher Weise eine erneute Hausnumerisierung, diesmal einschließlich der Altstadt. Da dieses System bei der Erweiterung der Stadt und der zunehmenden Bautätigkeit immer unübersichtlicher wurde, führte man 1874 unter Bgm. JE. Reichold die heute übliche, an die Straßennamen gebundene Hausnumerisierung. Ein, bei der die geraden Nummern die rechte und die ungeraden die linke Seite bezeichnen. Ausschlaggebend für die Bestimmung der Hausnummer 1 war jeweils die Nähe zum Marktplatz bzw. zur Hauptstraße. Straßennamen und Nummern wurden zunächst auf die Häuser aufgemalt, später auf Emailleschildern angebracht. In den Erlanger Vororten wurde die fortlaufende Hausnumerisierung durchwegs um 1800 eingeführt, die Umstellung auf die Straßenweise Hausnumerisierung erfolgte hier erst nach 1945. Die damals festgelegten Straßennamen (die mancherorts zeitweise neben der fortlaufenden Hausnumerisierung bestanden) mussten nach der Eingemeindung nach Erlangen zur Vermeidung von Dopplungen teilweise wieder geändert werden. Die heutige Hausnumerisierung führt die Abteilung Vermessung im Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung durch.
Straßennamen im Nationalsozialismus |
Straßenname symbolisierten die gelungene "Machtergreifung" im öffentliche Raum und verfolgten mit ihrem ideologischen Hintergrund politische Ziele, die weit über die ursprünglich Erlangen reine Orientierungsfunktion von Straßennamen hinausreichten. Bereits im März 1933 verfügte Oberbürgermeister Flierl die Umbenennung der Hauptstraße in Adolf-Hitler-Straße und der Rathenaustraße in Horst-Wessel-Straße. Der kurz zuvor noch weitgehend souveräne Stadtrat nahm dies nur "zur Kenntnis". Bald darauf wurde der Bohlenplatz in Dietrich-Eckart-Platz umbenannt; der erste Schriftleiter des "Völkischen Beobachters" hatte in Erlangen ein Semester Medizin studiert. Mit diesen drei Namen wurde nur ein vergleichsweise geringer Prozentsatz der vorhandenen Straßen Erlangen geändert. Doch schuf man in den folgenden Jahren in der bis 1933 sozialdemokratisch geprägten Südstadt demonstrativ ein Straßennamenviertel nach nationalsozialistischen "Blutzeugen", d.h. im politischen Kampf umgekommenen Parteimitgliedern: Herbert Norkus (Liebigstraße), Wilhelm Gustloff (Theodor-Klippel-Straße) und Albert Schlageter (0hmplatz). Aber bei weitem nicht alle zwischen 1933 und 1945 benannten Straßen waren ideologisch besetzt oder als solche sofort erkennbar. Es entstanden beispielsweise Straßennamenviertel nach Flüssen (Angerviertel), nach Persönlichkeiten mit Bezug auf die Hugenottenstadt (Buckenhofer Siedlung) sowie nach bedeutenden Nürnberger Künstlern (Stadtrandsiedlung). Bei anderen Namen ist der nationalsozialistische Hintergrund verblasst wie im Fall der Grazer Straße (A.J. Groß) oder der Saarstraße. Bereits wenige Wochen nach der kampflosen Besetzung der Stadt durch die US-Armee wurden die sechs nach Nationalsozialisten bezeichneten Straßen am 13.6.1945 amtlich umbenannt. Ironischerweise lieferte dafür derselbe Deuerlein, der als Stadtarchivar bis 1945 wiederholt ideologische Straßennamen in die Diskussion eingebracht hatte, am 2.5.1945 - also noch vor der Kapitulation des Dt. Reichs - umfangreiche Vorschläge. Die drei 1933 umbenannten Straßen erhielten ihre alten Namen zurück, während die anderen drei durch solche ersetzt wurden, die eine positive Identifikation mit der Geschichte Erlangen ermöglichten (T. Klippel, G.S.0hm, J.v. Liebig). Die Oberst-Drausnick-Straße wurde in Drausnickstraße "entmilitarisiert". Aufallend ist die Beibehaltung des Straßennamens Langemarckplatz, was wohl der ablehnenden Argumentation Deuerleins zuzuschreiben ist. Der Puchtaplatz hatte 1937 zum Tag von Langemarck (11. Nov.) diesen Namen erhalten, um an das "heldische Opfer der studentischen Jugend" im l. Weltkrieg im Kampf um den flandrischen Ort zu erinnern und gerade am Platz vor dem Studentenhaus den damals Studierenden ein entsprechendes Verhalten nahezulegen. Dieser ideologische Hintergrund führte in den 80er Jahren zu Forderungen der örtlichen Friedensbewegung, den Platz umzubenennen. Dies scheiterte aber am Einspruch der Friedrich Alexander Universität, Stattdessen setzte die Stadt Erlangen einen Mahnstein gegen Krieg und Völkerhass und konnte so die Neubewertung des Straßennamens auch ohne Umbenennung deutlich machen.