Die H-Bahn, in den Siebzigern ein Thema in Erlangen

Dr. Siegfried Müller wurde 1927 in Chemnitz geboren, wo er auch die 8-klassige Volksschule besuchte und bis zur Einberufung zum Arbeitsdienst eine Lehre als Elektro- Maschinenbauer abschloss. In Abendkursen erwarb er die Mittlere Reife.
Zum Wehrdienst wurde er Ende 1944 auf die Marinekriegsschule Flensburg- Mürvik eingezogen. Im September 1945 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft in das in den letzten Kriegstagen durch Luftangriffe schwer zerstörte Chemnitz zurück.
Nach kurzer Tätigkeit als Prüffeldmonteur in seiner Lehrfirma besuchte er einen Tageslehrgang zur Erlangung der Hochschulreife und begann im Herbst 1947 das Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in Dresden, welches er 1952 abschloss.
Als Diplom-Ingenieur begann er seine Berufstätigkeit im VEB Lokomotivbau - Elektrotechnische Werke in Hennigsdorf bei Berlin, einem ehemaligen AEG - Betrieb. Dort war er überwiegend in der Bahnabteilung als Berechnungs- und Projektingenieur und später als verantwortlicher Projektleiter für die Entwicklung und Projektierung der ersten Nachkriegsbaureihe von 16 2/3 Hz- Elektrolokomotiven für die Deutsche Reichsbahn und für die Entwicklung von 50 Hz- Triebfahrzeugen für den Export verantwortlich.
Dr. Siegfried Müller ist seit 1951 mit seiner Frau Irmgard verheiratet und verlies 1961, wenige Wochen vor dem Mauerbau zusammen mit ihr und seinen beiden Töchtern Barbara und Undine die DDR. Nach kurzem Aufenthalt in der Bundesrepublik begann er eine Tätigkeit als Projektingenieur in der Bahnabteilung der Maschinenfabrik Oerlikon in Zürich / Schweiz. Dort war er bis 1965 für die verschiedensten Anwendungen der elektrischen Traktion auf Schienen tätig.
Anschließend kehrte er mit seiner Familie wieder in die Bundesrepublik zurück und wurde bei SIEMENS in Erlangen, wiederum in der Bahnabteilung, für die Projektierung und den Vertrieb von elektrischen Triebfahrzeugen eingestellt. Nach vornehmlich Vertriebs- und projektierender Tätigkeit im Sektor der Industrielokomotiven wurde Siegfried Müller die Projektleitung für die Entwicklung und den praktischen Einsatz eines neuartigen, vollautomatischen Nahverkehrssystem, der H-Bahn, übertragen. Diese Aufgabe führte er bis 1990, dem Jahr seiner Pensionierung durch.
Dr. Siegfried Müller wurde durch zahlreiche Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und als Verfasser des 1979 erschienenen Buches "Elektrische und dieselelektrische Triebfahrzeuge" in der Fachwelt bekannt und promovierte 1987 an der Technischen Universität in Berlin zum Dr.- Ing..