1000 Jahre Erlangen
       Teil 1
(bearbeitet von H. Hedayati)

 

Anno 1002 n. Chr.:
Eine Urkunde von Heinrich II. bezeugt die Schenkung des kleinen Dörfchens " Villa erlangon im fränkischen Randezgau" ans Stift Haug in Würzburg.
Die " Villa erlangon" lag vermutlich im heutigen Stadtteil Alterlangen. Im Mittelalter blieb Erlangen eine recht bescheidene Ansiedlung rund um den heutigen Martin-Luther-Platz. 

 

Auszug aus der Urkunde Heinrich II. von 1002:
"Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit. Heinrich, durch die helfende Gnade des allmächtigen Gottes und seiner Heiligen, König. Wenn wir bisher bestrebt und erfüllt sind von dem Verlangen, das Eigentum der Kirchen Gottes von Tag zu Tag zu vermehren, .... . Darum soll die fleißige Geschicklichkeit aller, die der heiligen Kirche Gottes und Uns jetzt und künftig treu sind, erfahren, dass wir auf Vermittlung des ehrwürdigen Bischofs der heiligen Kirche zu Würzburg, Herrn Heinrich, seiner Kirche, ...,  nicht weit von der Stadt Würzburg errichtet worden ist, gegeben haben das Kirchgut ( abbatia ) Forchheim ( Forecheim ) und die benachbarten Dörfer Erlangen ( Erlangon ) und Eggolsheim  (Eggoluesheim ), die im Randzgau und der Grafschaften des Grafen Heinrich liegen. ... Siegel des Herrn Heinrich, des ruhmvollsten Königs. Gegeben im Jahr des Herrn 1002, in der 15. Indictio, im ersten Jahr der Regierung des Königs Heinrich."
( In der Urkunde kommt ebenfalls die Name der Nachbarstadt Herzogenaurach vor.) 

 

1361:
14 Jahre vorher hatten die Stiftsherren vom Stift Haug in Würzburg, Erlangen dem Bamberger Bischof Lupold III. vermacht. Am 23. Dezember 1361 verkaufte dieser jedoch Erlangen an Kaiser Karl IV. weiter. Die Kaufsumme betrug 2225 Pfund Heller (das sind sechs Zentner silberne Hellermünzen.) 

 

1374:
Bis August 1373 wurden Münzen in Lauf/Pegnitz geprägt. Erlangen wird erst ab 1374 als Münzstätte genannt, in der die sogenannten Erlanger Pfennige geprägt wurden. Zudem erteilte Kaiser Karl IV. der Stadt Privilegien für einen Jahrmarkt und zwei Wochenmärkte. 

 

1398:
1398 verlieh König Wenzel Erlangen das Stadtrecht, was u. a. das Recht auf eine eigene Stadtmauer einschloss. Wenige Bauten aus dieser Zeit sind erhalten, denn Kriege und eine große Brandkatastrophe im Jahre 1706 legten die Ansiedelung immer wieder in Schutt und Asche. 

 

1632:
Von 1618 bis 1648 ( Dreißigjähriger Krieg ) wüteten in Deutschland zahlreiche Schlachten. War der Krieg zunächst noch auf böhmisches Gebiet beschränkt, so weitete er sich bald auf alle deutschen Lande aus und entwickelte sich zu einem europäischen Gemetzel. Erlangen erlebte in den ersten Jahren keine eigentlichen Kampfhandlungen. Es musste aber dennoch viele Opfer erdulden, war die Stadt doch gezwungen, durchziehenden Truppen Quartier und Verpflegung zu gewähren. Das ging oft nicht ohne Gewaltanwendung und Plünderungen ab.
Eine ständige Gefahr für das protestantische Erlangen ging von der Festung Forchheim aus, deren Besatzung "Kaiserliche", d.h. katholische Truppen, waren. Ihr Kommandant war Oberst Schlötz. Am 15. Juni 1632, also ein Jahr nach den letzten schrecklichen Ereignissen, fiel dieser plötzlich mit einem Stoßtrupp über Erlangen her. 

 

1685:
1655 trat ein Christian Ernst  im Alter von elf Jahren das Erbe seines Großvaters als Markgraf des Fürstentums von Brandenburg-Bayreuth an. Durch eine Vielzahl von Erlassen und Verordnungen versuchte der Herangewachsene später den Handel in Erlangen zu beleben. Er entwickelte ein neues Münzwesen, stellte die Sicherheit auf den Straßen wieder her und kümmerte sich um die Wiederansiedlung der öde liegenden Höfe. 

 

1686:
Jean Calvin in der Schweiz war von der Lehre Martin Luthers begeistert. Er schrieb in dem Buch "Institutio religionis christianae" seine Gedanken über die Reformation Martin Luthers nieder, ging aber in seinen Vorstellungen weit über jene Luthers hinaus. Das Neue war z. B., dass er die Selbstverwaltung der reformierten Gemeinden durch ein Presbyterium (Rat der Ältesten aus der Gemeinde) forderte, was sich Erlangen später zu eigen machte. (Calvins Prädestinationslehre sei hier nur am Rande erwähnt).


Ludwig XIV. hatte danach versucht, den Glaubensübertritt der Anhänger Calvins (Hugenotten) mit Geld und Gewalt zu erzwingen. (In der Stadt Tours an der Loire erzählt eine Sage, dass Hugo Capet, ein König aus alter Zeit, mit seinen Gefolgsmannen nachts die Gegend unsicher mache. Als sich dann die Reformierten nachts und heimlich zum Gottesdienst treffen mussten, weil sie ihren Glauben nicht öffentlich zeigen durften, hat man sie als Mannen des Hugo oder Hugogespenster angesehen und "hugenots" genannt). Durch die Verfolgung mussten etwa 200 000 der Hugenotten ihr Land verlassen. In den ersten drei Jahren  kamen 1500 von ihnen in das Bayreuther Territorium, so dass bis 1740 alle amtlichen und gewerblichen Mitteilungen immer zweisprachig verfasst waren.


Am 7. Dezember 1685 erließ Christian Ernst für die französischen Glaubensflüchtlinge ein Edikt. Darin gestand er den Emigranten völlige Gleichstellung mit den alteingesessenen Bürgern sowie Selbstverwaltung und teilweise Steuerbefreiung für 10 Jahre und weitere Privilegien zu.
In Erlangen wurde die Wirtschaft, allen voran das Handwerk der Hutmacher, der Strumpfwirkerei, der Glacè - Handschuhfertigung, Papiermacher, Gobelin- und Wirkteppichweber sowie Gold- und Silberdrahtfabrikationen erfolgreich angekurbelt. 

 

1698:
1698 zählte die Neustadt Erlangen bereits 1300 Einwohner. Die meisten von ihnen waren jedoch keine reichen Hugenotten, sondern reformierte Pfälzer, Lutheraner und Katholiken. Der Grund war, dass weit weniger Hugenotten ins Land gekommen waren, als man erhofft hatte. Dennoch bildeten die Hugenotten, nicht zuletzt auf Grund ihrer Wirtschaftskraft, den Kern der Bevölkerung der Neustadt. Ein Denkmal wurde ihnen in dem 1704 bis 1706 von Elias Räntz im Schlossgarten errichteten Hugenottenbrunnen gesetzt. 

 


   1700:
Der Grundstein für das Schloss wurde 1700 von Georg Wilhelm gelegt, dem Sohn des Markgrafen Christian Ernst. Der Erbprinz verkaufte das noch im Bau befindliche Schloss 1703 an seinen Vater. Dieser schenkte das Bauwerk seiner neuen Gattin Elisabeth Sofie ("Elisabethenburg"). Die Schlossgartenanlagen einschließlich Orangerie wurden 1708 eröffnet. Nach Christian Ernsts Tod diente das Schloss als Witwensitz, bis es nach dem Tode der letzten Markgräfin Sophie Karoline 1817 an die Universität überging.
1814 brannte das Schloss nahezu vollständig aus, so dass heute aus der Zeit des 18. Jahrhunderts nur noch die Fassade mit den Götterfiguren auf dem Dach erhalten sind.  

 

1704:
In den kommenden Jahren entstand eine barocke Planstadt wie aus einem Guss. Noch heute prägt der schachbrettartige Straßengrundriss, damals der letzte Schrei der Stadtplanung, das Gesicht der Innenstadt. Mit dem von Antonio della Porta errichteten Schloss (1704) wurde Erlangen zur Residenz des Markgrafen Christian Ernst. Zusammen mit Schlossgarten, Hugenottenbrunnen und Orangerie entstand in den folgenden Jahren ein markantes Bauensemble. 
1731 wurden die trennenden Tore und Stadtmauerabschnitte abgerissen und beide Städte mit einer gemeinsamen Mauer umgeben. Das Nordtor "Bayreuther Tor" hat zwar den großen Brand von 1706 überstanden, es existiert jedoch heute nicht mehr. Das Südtor "Nürnberger Tor" wurde durch US Panzer beschädigt und 1945 abgerissen. 

 

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