------ Die Vogelwelt in Erlangen und Umgebung -------
   

Landschaften im Erlanger Umland

0. Übersichtskarte
1. Waldgebiete
2. Feldflur
3. Teichgebiete
4. Wiesen und Feuchtgebiete
5. Streuobstanlagen
6. Hecken
7. Sandachse Franken



1. Waldgebiete

Im Osten von Erlangen liegt der Lorenzer und der Sebalder Reichswald, im NW grenzt der Markwald an die beiden Bischofsweiher, im Süden davon liegt die Mönau. Im Norden der Stadt befindet sich der Erlanger Meilwald. Im Osten von Höchstadt/ Aisch liegt die Gredelmark.
Der Sebalder Reichswald ist mit ca. 24500 Hektar das größte geschlossene Waldgebiet in Mittelfranken. In den beiden Reichswäldern zwischen Erlangen und Nürnberg wurde vor mehr als 600 Jahren durch die künstliche Aufforstung mit Kiefern die Forstwirtschaft eingeführt.

Die Kiefer ( Föhre ) ist neben der Birke die anspruchsloseste Baumart, sie wächst auch auf den sehr trockenen und extrem nährstoffarmen Böden der Reichswälder. Hier trifft man auf Flug- und Schwemmsand auf den sogenannten " Steckerleswald "- eine Form des Krüppelwaldes mit eingestreuten hohen Samenbäumen ( Überhälter ).

Derartige sterile Stangengehölze sind ausgesprochen arm an Vögeln; neben Buchfinken und Misteldrossel finden sich höchstens noch Hauben- und Tannenmeisen.
In einigen Bereichen trifft man auch noch auf reine Fichtenbestände, auch sie bieten nur sehr wenigen Vögeln einen Lebensraum, so z.B. Winter- und Sommergoldhähnchen sowie Tannen- und Haubenmeise.
Nach 1950 wurde im Staatsforst langsam mit einem Umbau zu einem Laubmischwald begonnen. Seit 1985 wurden auf ca. 4400 Hektar Waldfläche über 20 Millionen junge Laubbäume gepflanzt, in erster Linie Buchen, Linden, Eichen und Hainbuchen.

Diese Mischwälder besitzen ein lichtdurchlässiges Laubdach und daher im allgemeinen eine üppig entwickelte Krautschicht. Hier siedeln sich vermehrt Vögel an, die bislang im reinen Kiefernwald keinen Lebensraum fanden, wie z.B. Eichelhäher, Singdrossel, Fitis und Mönchsgrasmücke.
Die weiteren Waldgebiete im Erlanger Umland weisen ebenfalls Kiefernbestände mit eingestreuten Fichten auf, in den letzten Jahren wächst auch hier ein höherer Anteil an Laubbäumen nach.


2. Feldflur

In der Feldflur geht durch die Intensivierung der Landwirtschaft die Artenvielfalt und die Anzahl der Brutvögel zurück. Im Rahmen der Flurbereinigung wurde in vielen Gegenden Hecken, Bäume und Feldraine beseitigt um die Felder maschinengerecht bearbeiten zu können. Es entstand dadurch eine Kultursteppe in der die meisten Vögel keinen Lebensraum mehr finden ( z.B. Rebhuhn, Schafstelze, Grauammer ).

3. Teichgebiete

Das " Fränkische Weihergebiet " umfasst in seiner Kernzone den unteren

Aischgrund. Die Teiche des Naturschutzgebietes " Vogelfreistätte Weihergebiet bei Mohrhof " sowie die Teiche zwischen Röttenbach und Dechsendorf haben mit über 150 Hektar Wasserfläche die größte Ausdehnung. Die Größe einzelner Teiche schwankt von 1 bis zu 50 ha.
In den Teichen werden hauptsächlich die hochrückigen Aischgründer Spiegelkarpfen in dreijährigem Umtrieb gezüchtet. Als Beifische kommen Schleie, Hecht und Aal vor.
Viele Teiche in dieser Region haben nur ein sehr geringes Wassereinzugsgebiet, sie werden " Himmelsweiher " genannt, weil sie durch Regenwasser gefüllt werden. In trockenen Jahren (wie z.B. 2003) können Probleme durch Verdunstung, Temperaturerhöhung und Sauerstoffmangel auftreten, das kann zu einem Fischsterben führen.
Durch EU-Förderung wurde die Karpfenzucht in den 70er Jahren intensiviert durch Neuanlage von Teichen und Entlandung bestehender Anlagen.


Die Vegetation in den Fischteichen wird in vielen Fällen radikal beseitigt, diese sterilen Teiche haben negative Auswirkungen auf die Fauna und die Flora (d.h. es sind nur Fischbehälter).


So sind in den letzten 10 Jahren außerhalb der Naturschutzgebiete z.B. Drosselrohrsänger und Zwergdommel als Brutvögel verschwunden.
Als häufige Brutvögel kommen an den Teichen u.a. Stockenten, Tafel- und Reiherenten, Höckerschwan, Bläß- und Teichhuhn, Teichrohrsänger, Blaukehlchen und Rohrammer vor.
Den höchsten Brutvogelbestand, auch an sonst bereits selten gewordenen Vögeln, findet man in den beiden Naturschutzgebieten " Vogelfreistätte Weihergebiet bei Mohrhof " und das Weihergebiet bei Krausenbechhofen.

4. Wiesen und Feuchtgebiete

Bei den Wiesenbrütern ( wie z.B. Braunkehlchen, Bekassine, Kiebitz, Uferschnepfe ) zeigt sich ebenfalls in vielen Gebieten ein starker Rückgang. Die intensive Grünlandbearbeitung führt zu einer enormen Verarmung an Pflanzenarten. Durch die zunehmende Schnitthäufigkeit der Wiesenflächen ( kein Grünfutter mehr, nur noch Silage ) von April bis in den Herbst hinein ergeben sich Nahrungsengpässe bei der Jungenaufzucht der Brutvögel. Ferner entstehen z.T. hohe Verluste beim Ausmähen von Nestern und brütenden Altvögeln.
Das Naturschutzgebiet " Ziegenanger " bei Neuhaus ( 33,75 ha ) ist ein wichtiges Wiesenbrüterbiotop mit mageren und unterschiedlich feuchten Wiesen. Hier brüten u.a. Uferschnepfe und Kiebitz. Derartige Feuchtwiesen sind in der letzten Zeit immer seltener geworden, sie werden durch Drainagen trocken gelegt und in Fettwiesen umgewandelt, die Wiesenbrüter verlieren dadurch Brut- und Nahrungsmöglichkeiten.

5. Streuobstanlagen

Streuobstanlagen mit Hochstamm-Obstbäumen nehmen immer mehr ab.

Nachpflanzungen der alten Obstsorten finden kaum noch statt, dafür werden die niedrigstämmigen Sorten bevorzugt, da sie pflegeleichter sind.
Diese Baumarten sind für Vögel wenig attraktiv um Nester oder Bruthöhlen darin anzulegen. In den 70er Jahren wurden mit EU-Zuschüssen zahlreiche alte Obstbaumflächen, auch in der Umgebung von Erlangen, gerodet.

In den Streuobstgärten wurde früher Ackerbau auf kleinen Parzellen durchgeführt und damit hatte eine Vielzhl von Vögeln einen Lebensraum. Nach der Aufgabe der Bewirtschaftung fanden sich zwischen den Bäumen hochwachsende Wiesen oder verfilzte Brachflächen, diese können von den Vögeln nicht mehr zur Nahrungssuche genutzt werden. Deshalb sind in den letzten 30 Jahren in unserer Umgebung neben dem Steinkauz auch Ortolan, Wendehals und Rotkopfwürger verschwunden.

Zum Erhalt bewirtschafteter Streuobstgebiete werden vielfach mit den Landwirten Verträge über Zuschüsse ( von Landratsämtern oder Naturschutzorganisationen ) abgeschlossen.

6. Hecken

Hecken wurden in früheren Zeiten vielfach als natürliche Einfriedung oder als Windschutz gepflanzt. Im Rahmen der Flurbereinigungsverfahren wurden Hecken sowie auch Straßenbäume radikal entfernt um die Äcker maschinengerecht zu machen und damit verschwanden auch die Vögel dieses Lebensraumes.



Bei Neupflanzungen werden hauptsächlich schnellwachsende Weichhölzer und keine typischen Heckenpflanzen wie z.B. Weißdorn, Schlehen oder Wildrosen ausgebracht.

Der ökologische Wert einer Hecke hängt entscheidend von ihrer Artenzusammensetzung ( eine Vielzahl von Baum- und Straucharten ), der Größe und der Vernetzung mit weiteren Hecken oder Feldgehölzen ab. Charaktervögel intakter Hecken sind u.a. Dorngrasmücke, Neuntöter, Rotkehlchen und Heckenbraunelle.

7. Sandachse Franken:

Die Sandachse Franken zieht sich von Bamberg über Erlangen, Nürnberg und Roth bis in den Landkreis Weißenburg - Gunzenhausen. Zu diesem großen bayerischen Naturschutzprojekt haben sich sieben Landkreise, fünf kreisfreie Städte sowie drei Verbände zusammengeschlossen.
Typische Sandlebensräume sind: Offensande, Silbergrasflure, Magerwiesen, Sandäcker/Sandbrachen und Flechten-Kiefernwälder. Vielfältige Sandlebensräume findet man auf kleinem Raum im Erlanger Naturschutzgebiet " Exerzierplatz " und wesentlich reichhaltiger in beeindruckender Größe im Naturschutzgebiet " Tennenloher Forst ".

Neben seltenen Pflanzen und Insekten kommen in diesem Lebensraum auch Vogelarten, die auf der Liste der bedrohten Vögel ( Rote Liste der Brutvögel Deutschlands ) stehen vor, so z.B. Heidelerche und Wiedehopf.

Silbergrasflure und Sandtrockenrasen sind Anfangsstadien einer Sukzession, die früher oder später zur Bewaldung führt. Zu den Zeiten der militärischen Nutzung des Geländes im Tennenloher Forst hielten Panzer das Aufkommen von Bäumen zurück, heute sollen das Weidetiere bewirken. Der Einsatz einer Schafherde war nicht sehr erfolgreich, zudem ist bekannt, dass große Schaf- und Rinderherden die Gelege von Bodenbrütern zerstören. Zur Beweidung wurde nun eine Wildpferdrasse, die " Przewalski - Pferde " eingesetzt. Vorerst besteht die Herde aus sieben Hengsten, später sollen noch Stuten folgen. Durch eine kleine Herde von Pferden ist auch die Gefährdung der bodenbrütenden Vögel minimiert.

   
------ Ein Beitrag von Rolf Trummer und Ulrich Mattern ------