Chörlein




Ein Spaziergang in der Nürnberger Altstadt.

Bearbeitet von
H. Hedayati



Als Dekoration der Hausfassade und zur Auflockerung der strengen Nürnberger Bauten dienten Chörlein, die im ersten Stockwerk aus dem glatten Sandsteingefüge hervortraten. Der Name Chörlein ist für Nürnberg allein eigentümlich, denn in anderen Städten trugen solche Ausbauten den Namen Erker. Sie waren in keiner anderen Stadt so zahlreich vorhanden wie gerade in Nürnberg.
 
Der Kornmarkt bei St. Lorenz. Bildquelle,SO WAR`S EINMAL, Dr. W. Schemmer, 1968

Das Wort "Chörlein" kommt von Chor. Es handelte sich ursprünglich um einen in öffentlichen Bauten (siehe Rathaus) oder Privathäusern ausgebauten Hausaltäre (Chor), der als sakrales Bauwerk nicht von Profanbauten überdacht sein durfte, daher tritt er aus der Hausfassade hervor.


Sehr rasch vergaß man die religiöse Bedeutung der Chörlein. In späteren Zeiten dienten sie meist nur noch als Aussichtspunkt zur Beobachtung des Straßengeschehens oder als zusätzliches Studierzimmer wegen der guten Lichtverhältnisse. Aus diesem Grund wurden sie zum besseren Überblick seit Ende des 15. Jahrhundert nicht mehr vieleckig, sondern rechteckig gestaltet. Bis zum 17. Jahrhundert baute man die Chörlein meist aus Stein, danach wurden sie aus Holz gefertigt.

Der Gasthof zur Goldenen Gans, Bildquelle, SO WAR`S EINMAL, Dr. W. Schemmer, 1968

Häuser Auf dem Moos. Bildquelle, SO WAR`S EINMAL, Dr. W. Schemmer, 1968

In der 1. Hälfte des 18. Jahrhundert war die Anbringung von hölzernen Chörlein an den Hausfassaden eine allgemein verbreitete Mode. Jedoch dachte schon Ende des 18. Jahrhunderts kaum mehr jemand daran, sein Haus mit einem Chörlein zu schmücken.

Nachfolgen werden einig Chörlein von insgesamt rund 70 in Nürnberg vorhandenen vorgestellt.


An der Ostseite des Alten Rathauses befindet sich das älteste Chörlein Nürnbergs (1332 bis 1340). Es hat einen polygonaren Grundriss und schlichte gotische Formen. Im Inneren bildet das Chörlein eine Nische des Rathhaussaals.

An Ostseite des Alten Rathauses

Albrecht-Dürer-Platz 1, Sebalder Pfarrhaus, um 1370
Weit ausladende Hauskapelle. Zierformen, Reliefs, fünfseitiger Kapellenerker auf pfeilerartigen Trägern. Alle fünf Seiten des Chörleins haben dreifach gegliederte Spitzbogenfenster. In den Brüstungsfeldern sind fünf Reliefs aus dem Marienleben eingesetzt. Im Inneren ist das Chörlein von einem Gewölbe überspannt, dessen Rippen zwischen den Fenstern bis zum Boden herunterführen. Es handelt sich hierbei um eine Nachbildung, denn das Originalchörlein befindet sich im Germanischen Nationalmuseum.

Albrecht-Dürer-Platz 1

Albrecht-Dürer-Platz 1, Sebalder Pfarrhaus (Nordseite), um 1514
Das wiederhergestellte sog. "Pfinzing-Chörlein" ist ein rechteckiges Steinchörlein mit Wappenbrüstung und Lorbeergirlanden verziert.

Albrecht-Dürer-Platz 1, Sebalder Pfarrhaus (Nordseite)

Albrecht-Dürer-Platz 1, Sebalder Pfarrhof (Gartenseite),um 1480
Kastenform aus Sandstein mit drei Fenstern über spätgotischem Maßwerk. Die Stützpfeiler wurden nachträglich angebaut.

Albrecht-Dürer-Platz 1, Sebalder Pfarrhof (Gartenseite)

Albrecht-Dürer-Str. 11, um 1730
Reich geschnitztes, geschwungenes Holzchörlein mit Volutenkonsolen, gegliederter Brüstung, Pilastern und Segmentgiebel.

Albrecht-Dürer-Str. 11

Burgstraße
Zwei Chörlein in der Burgstraße.

Burgstraße

Füll 8, um 1780
Es ist ein geschwungenes Holzchörlein über einer Muschelkonsole mit Kompositpilastern und Kuppeldach (ursprünglich Baldachin). Ein Doppelwappen der Grundherren(Familien "Grundherr" und "Olhafen") verziert das Chörlein (Rokokoformen).

Füll 8

Füll 12, um 1700
Holzchörlein mit Schnitzereien über Volutenkonsolen.

Füll 12

Lammgasse 8, um 1710
Rechteckiges Holzchörlein mit geschnitzter Konsole, Kompositpilastern und Dreieckgiebel.

Lammgasse 8

Lammgasse: In dieser Straße befinden sich einige Holzchörlein.

Lammgasse Lammgasse Lammgasse Lammgasse

Maxplatz, um 1880
Zweistöckiges Chörlein mit aufgesetztem Balkon aus der Gründerzeit.

Maxplatz

Weintraubengasse 6, um 1670 (ältestes erhaltenes Holzchörlein)
Rechteckiges Holzchörlein mit Kompositpilastern, gesprengtem Segmentgiebel und Akanthusschnitzerei über Volutenkonsole.

Weintraubengasse 6

Weinmarkt 12, um 1740
Geschweiftes Hölzchölein mit Kompositpilastern über kelchförmiger Konsole, reicher Schnitzerei. Das strähnige Muschelwerk im Giebel wirkt interessant (Barock).

Weinmarkt 12

Weißgerbergasse 25, um 1700
Hölzchölein mit Kompositpilastern, gesprengtem Segmentgiebel und Akanthusschnitzerei über Volutenkonsole.

Weißgerbergasse 25

Weißgerbergasse 16, um 1980
Hier handelt sich um ein modernes Chörlein, welches - entgegen normalen Chörlein - auf Höhe des zweite Stockes angebaut ist.

Weißgerbergasse 16

Winklerstr. 37, um 1700
Rechteckiges Hölzchörlein, dreiteilig mit geschnitztem Muschelwerk im Segmentgiebel.

Winklerstr. 37

Untere Kreuzgasse 5, um 1780
Geschweiftes Fensterchörlein aus Holz, kelchförmige Konsole.

Untere Kreuzgasse 5


Dieser Beitrag wurde unter Zuhilfenahme verschiedener Quellen zusammengestellt. Dazu gehörten Stadtlexikon Nürnberg, "Nürnberg Erke und Chörlein, Dr. E.Mulzer, Lorenz Spindel Verlag,Nürnberg, 1965", "Nürnberg Zauber einer unvergänglichen Stadt..., Ursula Pfistermeister 1991", "So war`s einmal, Dr. Wilhelm Schwemmer, 1968". Der Beitrag wurde selbständig im Rahmen der persönliche Möglichkeiten zusammengestellt und hat keinen Anspruch auf Fehlerfreiheit oder Vollständigkeit. Etwaige Korrekturen und Verbesserungsvorschläge zu diesem Beitrag sind herzlich willkommen.
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Juli 2004
Aktualisiert 2011
H. Hedayati